Ich bin auf dem Weg. Vom Glück draußen zu sein.

 Seit Mitte Januar 2017 bin ich auf dem Weg. Zu mir. Zur Natur. Zu mehr Bewegung. Zu mehr Gesundheit.

In Diagnose. Kopf hoch. Renovierung. Bewegung. Zahn-OP. Glutenfrei. Zuckerfrei. Ergebnisse (Teil 1) können Sie lesen, was der Anlass dazu war.

Jetzt möchte ich Ihnen von meiner schönen Reise durch die Natur berichten und wie es mir mit der ungewohnten Bewegung ergangen ist. Ich habe in den letzten Wochen immer mal wieder Bilder aufgenommen.

Als ich im Januar mit kleinen Spaziergängen anfing, war es noch bitterkalt, der nahegelegene Adenauer Weiher am Stadion zugefroren. Ich trug Handschuhe und Schal. Irgendwann wurden meine Schritte schneller und ich begann zu Walken. Anfang Februar war mir die größere Runde dort und im Stadtwald langweilig geworden und ich wechselte zum Decksteiner Weiher. Seit ungefähr einem Monat nehme ich noch die Stöcke dazu.

Den Decksteiner Weiher begrenzen im Kölner Westen die A4 (was leider nicht immer leise in diesem Areal ist), der Militärring, die Berrenrather und die still gelegte Bachemer Landstraße. Mitten durch führt die Gleueler Straße. Überall sind Parkplätze zu finden. Am Wegesrand gibt es neben den Wasservögeln (ich zählte zuletzt 30 Schwäne in einem Bereich) und einem zauberhaften Waldkindergarten mit drei Bauwagen noch mehr zu sehen, zum Beispiel das Trainingsgelände und Geißbockheim des 1. FC Köln oder auch Wiesenflächen, Kastanienalleen, der umlaufende Wald, ein Outdoor-Fitnessbereich und jede Menge Freizeitsportler, Spaziergänger und Menschen, die ihre Hunde ausführen.

Selbst, wenn es an schönen Sonntagen mal voll ist, gibt es noch weiter umlaufende Wege, die meist ruhig sind. Genau mein Platz! Eine Strecke um den See sind etwa 5 km.

Beim Walken lässt sich die Natur so gut beobachten. Ein Glücksmoment waren die ersten Schneeglöckchen in der sonst noch kargen, winterlichen Natur:

Von Woche zu Woche zeigte sich immer mehr Grün an den Sträuchern. Wie hier die Blätter des Holunders. Hm, was duften sie herrlich. Ich habe mir immer wieder einige davon abgepflückt und einatmend ihre Würze genossen.

Ebenso ging es mir mit den Veilchen. Ich war ganz entzückt, als ich sie entdeckte. Himmlisch. Ihr Duft erinnert mich an ein Veilchenparfüm, das ich als Kind mal hatte.

Diese zauberhaften Sternchen machen den Waldboden zu einem besonderen Hingucker:

Der erste Schimmer weißer Blüten an den Bäumen. Wow, was für ein glücklicher Moment für mich:

Je wärmer es wurde, desto mehr war zu sehen und zu riechen. Dieser rosa-weiße Winterschneeball auf dem Foto war eine Nasen- und Augenwonne. Ich erkannte am zitronenartigen Geruch auch einige Sträucher meiner geliebten Heckenkirsche, die im Januar 2013 den Tischkalender zierte.

Diese Frühjahrsboten brachte ich mir mit:

Eine Kirschblüte, Winterschneeball, Holunderblatt und Veilchen.

Je wärmer es wurde, desto grüner wurde das Gras auf den umlaufenden Wiesen.

Ich freue mich über jedes Tier, das ich beobachten und hören kann: Das gewaltige Konzert der Singvögel, weit über mir die Rufe eines Greifvogels, der seine Runde zieht und in einer Baumkrone landet. Eine Schafsherde mit vielen Lämmern. Eine Weinbergschnecke, die ich vom Weg aufnehme und auf die andere Seite bringe, damit sie nicht zertreten wird. Die Raben, die Kraniche, die Gänse und Enten auf der Wiese. Eine kleine Maus, die durch das Laub flitzt. Schwäne, die ihren weißen Po in die Höh strecken, wenn sie auf dem Grund des Weihers nach Nahrung suchen. Die vielen Hunde, die mir begegnen und auch Pferde haben hier ihre eignen Pfade. Das alles wahrzunehmen, macht mich froh.

Innerhalb kurzer Zeit waren die Sträucher und die ersten Bäume belaubt. Hier ein älteres Bild. Die Kastanieallee ist inzwischen am Blühen:

Hier einer der breiten Wege:

So sah es letzte Woche aus:

 

Alles so frisch, neu und Grün!

 

Ein Veilchen im Haar... und Freude an der Bewegung. Ich habe öfter ein Selfie von mir gemacht - eines wenn ich losgehe. Mein Gesicht ist dann eher düster. Und eines, wenn ich wieder am Auto ankomme. Rote Wangen, frische Farbe und ein Lächeln im Gesicht.

 

Echt, ich bin ein Sportmuffel. Ich brauche einen Grund, warum ich mich bewege. Ich persönlich muss etwas davon haben, einen Sinn darin sehen. Über dieses Warum, meine Motivation werde ich in einem weiteren Beitrag berichten.

Es gibt Tage, da habe ich richtig doll Lust, rauszukommen. Sogar welche, da pfeife und singe ich beim Walken. Und es gibt Tage, da habe ich null Bock. Puh. Ich weiß, es ist gut zu gehen, deswegen gehe ich auch, aber mein Schritt ist dann schwer. Besonders, wenn mittags die Strümpfe in den Kniekehlen einschneiden, hatte ich das Bedürfnis, rauszumüssen, um Entlastung zu bekommen.

Aber was könnte mir bei Unlust helfen? Ich dachte an einige Hypnose- und Affirmationsapps, die ich auf meinem Handy habe. Leider ist bei allen ein Entspannungsteil dabei, der echt kontraproduktiv ist. "Entspannen Sie Ihre Muskeln" kommt eben nicht so gut, wenn ich mich bewegen will. Obwohl ich mich dagegen wehrte, wurde ich wurde immer langsamer ...

Irgendwann habe ich mir einfach meine eigne Walkingaffirmation aufgenommen. Gemischt mit ein bisschen Musik. Ich liebe das Lied "I'm Walking". Ich fange jedes Mal an zu strahlen, wenn ich mir meine Worte und die Musik anhöre. So schön! Und auch bei so mancher Musik, die ich in meine Walking-Playlist des Handy packte, lache ich oder träume oder weine sogar, weil ich so berührt bin, mitten in der Natur und unterwegs. Ein Segen ist das!

Und ruckizucki ist auch eine nicht so motivierte Runde zu Ende. Auch klasse sind Podcasts, die man sich zu Hause runterladen kann und dann während des Walkens hören. Ich nutze die App Podcast Republic. Zu allen Themengebieten lassen sich Hörstücke finden, sei es Sport, Meditation, Essen, Psychologie ... Toll!

Meinen ersten Regenwalk hatte ich am Osterwochenende. Trockenen Fußes bin ich los. Seit vielen Wochen hatte es nicht geregnet und die Erde schrieh förmlich nach Wasser. Irgendwann auf dem Weg fing es an zu tröpfeln. Ich hatte zwar eine Kapuze an der Jacke, aber ich wollte den Regen spüren. Meine Haare, mein Gesicht, meine Jacke, meine Hose, meine Schuhe waren nachher nass und ich einfach glücklich. Endlich Regen. Wie gut tut das! Einer anderen Walkerin sagte ich: "Bei Regen ist es gar nicht so schlimm." "Ja," sagte sie im vorüber gehen. "Man muss sich nur darauf einlassen." Ja, wie wahr. Das ist es.

Größte Horrorvorstellung war am Anfang für mich: Ich werde von einem Spaziergänger beim Walken überholt. :-)) Der Gedanke bringt mich immer wieder zum Lachen. Auch wenn ich nicht sooo langsam war, ist es dennoch denkbar. Viele geübte Hundeausführer sind schnellen Schrittes unterwegs. Immer wenn ich den Eindruck hatte, es kommt ein Spaziergänger näher, bin ich schneller gegangen. Auch ein schöner Antrieb. :-) Wo ist das Problem, wenn es so wäre? Jeder macht, so gut er kann. Auch ich. Ich hoffe, eines Tages ist das Vergleichen mit den anderen, die unterwegs sind, Geschichte. Ich konzenrtiere mich voll auf mich selbst.

Letzten Endes: Jeder Schritt zählt. Jede Bewegung macht mich leichter, unbe-schwer-ter, lässt meine Lymphe fließen und baut Muskeln und Ausdauer auf. Das will ich. Die Zeit in der Natur hilft mir auch bei meinen Konzentrationsschwierigkeiten. Die spielen dabei nämlich gar keine Rolle. Klasse!

Ich habe begriffen wie wichtig es ist, einen Ausgleich zu meinem Schreibtischjob zu haben. Selbst wenn mein Liplymphödem schwups weg wäre. Es ist eine langjährige und auch lebenslange Aufgabe, mich zu bewegen. Man schmeißt nicht einfach eine Pille eiin und gut ist es. Es braucht Zeit.

Der Physiotherapeut sagte mir diese Woche, dass er - obwohl er sich den ganzen Tag bewegt - auch ins Fitnesstudio geht, um die Muskeln zu stärken, die er nicht beansprucht. Durch die oft nach vorne gebückte Haltung haben viele Kollegen Rückenprobleme. Deswegen stärkt er seine Rückenmuskulatur. So habe ich noch nie darüber nachgedacht. Ja, ich begreife immer mehr, wie wichtig es für mich die meiste Zeit Sitzende ist, mich regelmäßig zu bewegen. Der Spaziergang am Morgen mit unserer Hündin reicht nicht.

Ein dauerhafter Ausgleich, den ich gerne mache. Nicht was ich muss, sondern was ich will. Das trifft auf das Walken zu. Es kostet mich keine Beiträge, ich bin zeitlich völlig flexibel und kann überall damit starten. Am Anfang war es ja nur ein Spaziergang in ganz normalen Klamotten. Irgendwann habe ich mir die neuen, unbenutzten Hundewalkingschuhe angezogen, die ich im letzten Jahr erstanden habe, die Jogginghose an und bin damit los. Das ist so einfach. Inzwischen passt mir sogar eine schwarze Softshelljacke wieder, die ideal für die Übergangszeit ist.

Am Anfang bin ich zwanzig Minuten, dann vierzig Minuten gegangen. Inzwischen eine Stunde. Wenn ich mir mal wieder Blasen unter den Füßen gelaufen hatte, hörte ich auch schon nach halber Strecke auf, wo ich zum Auto abkürzen konnte. Es kam auch schon vor, dass ich nach Ende der Runde dachte: Ich könnte noch weiter gehen. :-)

Ich könnte auch gleich von zu Hause aus losgehen, doch mag ich nicht unter den Augen der Nachbarschaft losgehen. Ich brauche einen Schutz. Mal sehen, ob das irgendwann anders wird.

Schwimmen ist natürlich auch gut, doch mir bekommt die Luft im Schwimmbad irgendwie nicht. Obwohl ich weiß, wie gut Aquajogging für den Körper ist und obwohl die Trainerin mich damit motiviert, dass sie sagt, für welchen Muskel die einzelnen Übungen sind: Ich habe eine Abneigung, dorthin zu gehen. Nun gab sie mir den Tipp von einem ganzjährig geöffneten und beheizten Freibad in der Nähe. Das wäre nach dem Kurs eine Alternative. Frische Luft!

Übrigens hatte ich große Hemmungen, zuerst mal wieder nach über zehn Jahren (oder waren es mehr?) in ein Schwimmbad zu gehen. Mit Kleidergröße 52/54 und voluminösen Orangenhaut-Schenkeln kein leichter Schritt. Nun ist es kein Spaßbad, sondern hauptsächlich eines für Schwimmer und die Dame an der Anmeldung sagte, es wären hauptsächlich ältere Damen dabei. Na, dann will ich es mal probieren. Leid macht Mut.

Kaum war ich nur mit Badeanzug in Richtung meiner Trainerin unterwegs, sah ich einen durchgestählten Schwimmtrainer am Beckenrand stehen, der einen Schützling beobachtete. Die Bahnen waren eigentlich bevölkert von gut trainierten Sportlern. Gut, dass ich das vorher nicht wusste. Ich hätte Hemmungen gehabt. Doch erstaunlicherweise macht es mir nicht viel aus. Ich kann meinen Körper nicht tauschen. Meine Beine, mein Po, mein Bauch ... alles an mir - ist wie es ist. Bis auf einige bebrillte Schwimmer, die zu uns Frauen bei unseren Wasserübungen rübergaffen - besonders penetranten, die mir auffallen zeigen ich dann unter Wasser einen Stinkefinger ;o) - habe ich nichts Nerviges erlebt. Gut, außer die Luft.

Ich merke schon jetzt Veränderungen in meinem Körpergefühl. Die Kniekehlen schmerzen nicht mehr so stark. Die seitlichen Bereiche der Knie auch nicht, wenn sie nachts aufeinander liegen. Ich bin flotter unterwegs. Weniger schnell schlapp bei Bewegung, sei es beim Putzen oder wenn ich sonst draußen bin. Meine Beine fühlen sich leichter an. Es tut so gut, diese kleinen Veränderungen zu registrieren.

Wie lange das mit dem Walken so gehen wird? Ich weiß es nicht. Auch nicht wie es wird, wenn es draußen heiß wird, weil mir die Wärme gar nicht bekommt. Werde ich dann auch walken gehen? Heute denke ich daran nicht. Heute erfreue ich mich daran, dass ich mich jetzt bewege. Ein Segen!

Ich möchte gesund und fit alt werden. Und dafür will ich was tun. Jeder Schritt zählt.

Ich bin auf dem Weg.

Ihre Anja Kolberg

PS: Mehr von meiner Walkingzeit draußen während des ganzen Jahres lesen Sie hier: Blog - Walking 

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Donnerstag, 20 April, 2017
Thema: Blog - 2017, 1. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen, Blog - Walking
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